Nachhaltigkeit in der Weiterbildung – wouw oder gähn?

Nachhaltigkeit ist mehr als Umweltbildung – das war der Konsens, der an der Herbstkonferenz des Arbeitskreises grossstädtischer Volkshochschulen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz Ende Oktober in Münster (Westfalen) herrschte. Zwar lassen sich Umweltthemen gut illustrieren und für Kurse umsetzen, doch die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Volkshochschulen haben sie ein wenig über. Umweltschutz ist überall, von den kommunalen Energiespartipps über Recycling über das Menüangebot in der Mensa bis zur urbanen Mobilität. Keine und keiner entgeht ihr mehr.

Umso interessanter und für viele Volkshochschulen wichtiger ist der breite Nachhaltigkeitsbegriff, der sich aus den Nachhaltigkeitszielen der UNO ableiten lässt. Nachhaltigkeit bezieht nicht nur ökologische, sondern auch wirtschaftliche – wie sind wir ökonomisch überlebensfähig, als Unternehmen, als Gemeinschaft, als Gemeinwesen – und soziokulturelle Fragen ein: Wie schaffen wir es, möglichst viele Menschen unterschiedlichster Herkunft an Weiterbildung zu beteiligen? Wie schaffen wir mehr Gerechtigkeit? Wie verhindern wir, dass die sozialen und kulturellen Ressourcen überstrapaziert werden?

Darum drehte sich im Wesentlichen das Podiumsgespräch mit Julia v. Westerholt, Geschäftsführerin des Deutschen Volkshochschulverbandes, Stefan Vater, Bildungsforscher beim österreichischen Volkshochschulverband, und Pius Knüsel, Präsident des Verbandes der Schweizerischen Volkshochschulen. Die wichtigste Erkenntnis: Gerade die Volkshochschulen mit ihrem umfassenden, auf die Stärkung der Persönlichkeit und vertieftes Verstehen ausgerichteten Bildungsideal sind zentrale Träger einer Bildung für (umfassende) Nachhaltigkeit.

Die dreitägige Konferenz startete übrigens mit einem Empfang durch den Oberbürgermeister Markus Lewe im legendären Friedenssaal, wo genau 375 Jahre früher der westfälische Frieden geschlossen wurde. Mit diesem Friedensschluss endete eine der grössten Katastrophen Europas, der 30-jährige Krieg. Und es begann das Abenteuer Schweiz: Der Basler Bürgermeister Johann Rudolf Wettstein verhandelte damals die Eidgenossenschaft aus der europäischen Konkursmasse heraus. Es war der Beginn unserer Unabhängigkeit.

Der Verband der schweizerischen Volkshochschulen dankt zudem Movetia für die finanzielle Unterstützung zur Partizipation an der Bundeskonferenz.

Bild: Friedenssaal in Münster, in der Mitte Oberbürgermeister Markus Lewe, kurz vor dem Eintreffen der VHS-Delegation. Links von ihm Anna Ringbock, scheidende Direktorin der VHS Münster.